„Irgendetwas hat sich verändert… Seit ein paar Tagen ist das Licht ganz anders, die Luft riecht anders. Es ist nicht mehr so drückend heiß. Und doch ist es noch nicht Herbst. Ich mag diese Zeit sehr, sie bringt mich irgendwie zur Ruhe.“

Diese Worte stammen nicht von mir. Nein, sie drangen von der Sitzreihe hinter mir an mein Ohr, gestern im Fernbus zurück nach München. Als ich mich umdrehte, sah ich über der obligatorischen Maske in die freundlichen Augen eines jungen Mannes, dem Dialekt und Aussehen nach Berliner Punk. Er und seine Clique hatten beim Einsteigen vor ein paar Stunden lautstark mehrere Sitze im hinteren Teil des Busses eingenommen. Ich erinnerte mich… Da dachte ich mir noch: Oh je, wo bin in denn da hineingeraten?

Meine Sorge und Vorurteile waren unnötig, wie ich nun feststellte. Diese sehr treffende Beschreibung des Spätsommers, der sich just in diesem Moment mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang über der am Fenster vorbeiziehenden Landschaft in seiner schönsten Form zeigte, berührte mich jedoch sehr. Und animierte mich dazu, diesen Beitrag zu schreiben.

 

Spätsommer – Erde – Mitte

In China ist er so bedeutsam, dass man ihn dort – neben Frühling, Sommer, Herbst und Winter – sogar als eine eigene, fünfte Jahreszeit würdigt. In der traditionellen chinesischen Kosmologie und Medizin wird der Spätsommer mit dem Element „Erde“, mit der Mitte assoziiert.

 

Werden & Vergehen

Die Erde steht für Werden und Vergehen gleichermaßen. Aus ihr sprießt das Leben, zu ihr kehrt es zurück.

Der Hochsommer, die Zeit der großen Umtriebigkeit, der rastlosen Tätigkeit, des Reisens ist vorbei. Die Samen, die noch nicht gesetzt sind, müssen aufs nächste Jahr warten, die Früchte unseres Schaffens sind gereift. Und doch sind wir noch nicht an dem Punkt, an dem es gilt, Abschied vom Jahr zu nehmen. Wir müssen noch nicht „Tabula rasa“ machen, die Spreu vom Weizen zu trennen.

 

Dankbarkeit & Demut

Jetzt heißt es erst, die Ernte einholen, das Erreichte würdigen und genießen. Wir dürfen Dankbarkeit und Demut zeigen.

Und wir dürfen innehalten, kurz zur Ruhe kommen… Uns an die schönen Momente des Sommers erinnern und diese Erinnerungen gut verwahren. Dies nährt uns und gibt uns Kraft, denn diese brauchen wir fürs restliche Jahr.

 

Fürsorge & Verantwortung

Mit Ferienende heißt es wieder, Schulaufgabentermine im Blick zu haben, unsere Kinder bei Lernkrisen und Motivationstiefs zu unterstützen. Ein offenes Ohr haben und viel Geduld an den Tag legen für die Launen und Herausforderungen unserer Lieben.

Viele Eltern werden dem neuen Schuljahr mit etwas Sorge und Zweifel entgegenblicken. Wie wird es werden mit Maskenpflicht und Abstandsregeln? Wann kommt es zur nächsten Schulschließung? Wird meine Tochter, mein Sohn in der Fortsetzung der „neuen Normalität“ mit dem Lernstoff mithalten können? Habe ich überhaupt noch einmal die Kraft für Homeschooling gepaart mit Homeoffice, wenn es wieder so weit kommt?

Ja, die Wandlungsphase „Erde“ hat auch mit Elternschaft zu tun. Im Sinne von Gebären, aber auch, was das Versorgen und Nähren unserer Familie anbelangt. Wir tragen Verantwortung, haben Fürsorgepflicht.

Dieser Elterninstinkt des Beschützens erstreckt sich beileibe nicht nur auf die eigenen Kinder, sondern eventuell auch auf unsere Partner, Familie und Freunde oder auch auf Menschen, für die wir beruflich verantwortlich sind.

 

Loslassen & Vertrauen

Wir können unseren Kindern, unseren Schutzbedürftigen jedoch nicht alles abnehmen. Es hat keinen Sinn, ihre Lernaufgaben zu übernehmen, ihre Konflikte zu lösen, die nächste Prüfung für sie sie schreiben.

Unsere Aufgabe als Eltern, Vorgesetzte, Lehrende und Begleitende ist es, den Rahmen für ein behütetes und doch freies Entfalten zu bieten und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten unser Lieben zu schenken.

Doch wie findest du die richtige Balance zwischen Fürsorge und Verantwortung auf der einen Seite und Vertrauen und Loslassen können auf der anderen?

 

Selbsliebe & innere Ruhe

Hier ist die Kraft unserer Mitte gefragt. Ruhen wir in uns selbst und gelingt es uns, aus unserer eigenen Mitte zu schöpfen, können wir allen Menschen, die um uns kreisen, einen sicheren und stabilen Ruhepol bieten. Dann können wir Fixstern für unsere Lieben sein, ohne selbst aus der Bahn geworfen zu werden.

Wenn wir keinen Bezug zu unserer inneren Mitte haben, reiben wir uns an unseren Aufgaben auf, verlieren Energie, „eiern herum“, verausgaben uns.

Auf psychischer Ebene kann sich dies als Gedankenkreisen äußern. Wir stecken in unserem Denken fest, kommen nicht aus der Gedankenspirale heraus und finden keine zielführenden Lösungen. Tagsüber fühlen wir innere Unruhe und Erschöpfung; unsere Nächte sind von Schlaflosigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen geprägt.

Auf körperlicher Ebene spüren wir oft als erstes Druck oder eine Anspannung in der Magengegend. Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme können Anzeichen einer geschwächten Mitte sein.

Beachten wir diese Zeichen nicht, drohen Stresserkrankungen und Burnout.

 

„Schule der Mitte“

Die eigene Mitte ist, wie der Name schon sagt, ein derart zentrales Thema, dass es besondere Aufmerksamkeit verdient. In der Geschichte der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gab es um 1000 n. Chr. als bedeutende Strömung in der Lehre und Ausübung sogar die „Schule der Mitte“. Ihr liegt die Erkenntnis zugrunde, dass nur ein integrativer Ansatz zur Pflege und Stärkung der eigenen Mitte den Menschen gesund machen und erhalten kann.

 

Mit einer starken Mitte zum Ruhepol für die Umgebung werden

 

Mit den eigenen Kräften haushalten

Integrativ heißt – im heutigen Sinne, genau wie damals schon – dass du eine bereits entstandene Krankheit nicht rein medikamentös von einem Arzt oder Therapeuten behandeln oder verwalten lässt, sondern dass sich dein Wohlergehen aus einer ganzen Reihe von „lebenspflegenden“ Maßnahmen zusammensetzt: von manuellen Anwendungen wie Akupunktur und Massagen über Meditation, Bewegungs- und Bewusstseinsarbeit sowie Lebensstil-Coaching bis hin zur Ernährungsberatung und Optimierung deines häuslichen Umfelds.

Der wesentliche Impuls und die Verantwortung zur täglichen Umsetzung obliegen jedoch dir. Und dies alles im besten Fall bereits, wenn oder schon bevor sich die ersten Zeichen einer unausgewogenen Mitte zeigen.

 

Sehnst du dich danach, innere Ruhe zu finden, dich in deiner Haut und Wohnung wohlzufühlen, authentisch zu leben und leistungsfähig zu sein und zu bleiben – auch wenn das Leben um dich herum Kapriolen schlägt?

 

Zusammen mit Christine Haider, Maria C. Brunetti und Ulrike Holtzem, meinen drei Kolleginnen vom Netzwerk Happy-Hour-Gesundheit, lade ich dich ein, am 11. Oktober 2020 zu uns ins Reich der Sinne zu kommen. Hier lernst du unsere jeweiligen Ansätze und Methoden kennen, mithilfe derer du wieder Kraft aus deiner Mitte schöpfen kannst.

Wie dein Weg zur Mitte aussehen kann, möchten wir Dir an diesem Tag vorstellen und Dich erleben und spüren lassen.

Ein ganzer Tag nur für dich, der dir das ganze Jahr retten kann!

Wir freuen uns auf dich!

 

11. Oktober 2020, 9.00–18.00 Uhr

„Die Kraft der Mitte“

Workshop von Happy-Hour-Gesundheit

https://www.happyhour-gesundheit.de

 

Photocredits: Andriyko Podilnyk, Benjamin Manley auf Unsplash